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Inspirierende Burgruine

Burgruine – Zeugen der Vergangenheit

Die Sonne beendete mit ihrem Auftritt die Nacht. Um nicht die schönsten Augenblicke zu verpassen, schnappe ich meine Kamera und mache mich auf den Weg zur Burgruine. Leere Alkoholflaschen am Wegesrand sind Überreste einer nächtlichen Feier. Die Ruine ist ein beliebter Treffpunkt, hier kann man sich ungestört treffen und feiern. Leider ist die Kneipe schon lange zu. Der Besitzer hat keinen Nachfolger gefunden, zu hoch sind die Auflagen und lange arbeiten will ja niemand. Der Weg nach oben ist steil und überall liegen Felsbrocken und Äste. Früher fuhr ein Dampfzug an der Burg vorbei und verhüllte das Ganze im Herbst mit Dampf. Kurz vor der dem letzten steilen Stück kommen mir Jugendliche entgegen. So wie sie aussehen, haben sie wahrscheinlich die letzte Nacht hier oben verbracht. „Hi... guten Morgen.. da oben ist niemand mehr... wir gehen jetzt schlafen.“ „Guten Morgen.... ja dann gute Nacht.“ Das ist toll, so kann ich in Ruhe meine Aufnahmen machen. Meine Kamera erfasst atemberaubende Motive. Ich nehme noch einen großen Schluck Kaffee aus meiner Thermoskanne, bevor ich mich auf einen Mauerrest setze und die Augen schließe. Ich muss eingeschlafen sein, denn plötzlich nehme ich Musik wahr. Musik, die ich nicht kenne, mit Harfe und Klavier. Sie klingt gut und ich höre noch das Rascheln langer Kleider. Dann plötzlich eine dunkle Männerstimme. „Holde Prinzessin meines Herzens. Wo seid ihr gewesen ? Ihr habt mir doch den nächsten Tanz versprochen.“ Ich zucke zusammen und öffne langsam meine Augen. Am Anfang sehe ich noch einen Mann in gräflicher Uniform, dann ist er plötzlich weg. Habe ich es mir alles eingebildet? Habe ich noch geträumt? Ich träume von vergangenen Zeit, als die Reisen noch in Dampfzügen oder Kutschen stattfanden und die Burgruine noch bewohnt war. Mit diesen Gedanken verlasse ich die Burg.

Von Romantik keine Spur

Wieder einmal werden wir zur Burgruine gerufen. Der Anruf einer besorgten Frau erreicht das Polizeirevier in den frühen Morgenstunden. Die Frau hatte Lichter, Explosionen und schaurige Schreie von der Ruine gehört. Wir fragen uns was eine knapp 80jährige Frau morgens um 4 Uhr auf dem Balkon macht. „Meine Omi geistert auch immer morgens um 2 Uhr im Haus umher.“ meint Stefan, mein Kollege, lachend. Wir sind schon oft zur Ruine gerufen worden, doch außer alkoholisierte Jugendliche fanden wir nichts. Doch dieses Mal sollte uns der Einsatz noch lange im Gedächtnis bleiben. Heute sind wir mit zwei Mannschaftswagen vor Ort. Zwei Kollegen bleiben da und wir anderen sechs Kollegen machen uns auf dem Weg nach oben zur Burgruine. Schon am Anfang fällt uns ein komischer Geruch auf. Was ist das? Keine leeren Flaschen liegen am Wegesrand. Doch in der ersten Kurve stocken wir. Aus leeren Schnapsflaschen hat jemand ein Kreuz geformt. Die Flaschen sind kopfüber in den Boden gesteckt worden. Und wieder dieser komische Geruch. Früher roch man hier nur den Rauch des Dampfzuges der an der Burg vorbei fuhr. Immer wieder fallen uns in den Boden gesteckte Schnapsflaschen auf. Je höher wir kommen, desto mehr Flaschen finden wir. Nun kommen auch noch Rosen und ausgeschnittene Herzen dazu. Da hat sich jemand aber viel Arbeit gemacht. Eine Liebeserklärung oder vielleicht ein romantischer Heiratsantrag. Aber was ist das für ein Geruch. Es ist kein Parfüm, denn das riecht anders und nicht so intensiv und lange. Als wir ganz oben sind, dann das: Ein großes Bild hängt halb abgebrannt an einem Mauerrest. Es zeigt ein Hochzeitsbild eines jungen Paares. Davor stehen Schnapsflaschen mit abgebrannten Kerzen drin. Ein schaurig schöner Anblick, doch was ist hier passiert? Dann sind da noch die Worte mit Farbe an die Hausmauer gesprüht: *Du gehörst nur mir* und wieder ist es ein großes Kreuz wie auf einem Grab. Oh mein Gott, wir suchen das ganze Gelände rund um die Ruine ab. Doch die Ruine gibt ihr Geheimnis nicht preis. Wir finden nur einen hochhackigen roten Damenschuh, zwei leere rote Spraydosen, ein Feuerzeug und einen Schlafsack. Nach einer Lagebesprechung mit unserer Dienststelle wird folgende Vorgehensweise beschlossen: Wir werden unter der Woche verstärkt Streife rund um die Ruine fahren und ab Freitagmittag sind jeweils zwei Beamte in Zivil auf der Burgruine und übernachten auch dort. Es klingt übertrieben, doch der zusätzliche Fund einer Schnapsflasche mit Blutspuren, rechtfertigt den Einsatz. Doch leider haben wir damit keinen Erfolg. Um das Ganze abzuschließen, wünschen wir uns die „alte Zeit“ mit Dampfzug und bewohnter Burg zurück.

© Sabine Schmidt

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